Digitale Technologien schreiben sich zunehmend in unseren Alltag ein. Diese Entwicklung wird vielerorts sichtbar, wenn etwa innovative Apps Anwendung finden, sich Kommunikationspraktiken verändern, oder an Bildschirmen neue Repräsentationen unserer Umwelt entstehen. In der Geographie kommen mit Geoinfomationsystemen und geographischer Datenanalyse nicht nur neue Methoden zum Einsatz, sondern es eröffnet sich auch ein breites Feld an sozialwissenschaftlichen Fragenstellugen, die sich mit den Rationalitäten und Wirkungsweisen digitaler Technolgien beschäftigen.

Diese Phänomene werden jedoch erst duch ein komplexes, heterogenes Infrastrukturnetzwerk ermöglicht, das weitestgehend unsichtbar für einen reibungslosen Ablauf digital gestützter Prozesse sorgt und erst dann aus dem Hintergrund tritt, wenn es durch Fehler und Störungen zu Ausfällen kommt. Hierzu zählen neben Unterseekabeln, Server Farms oder GPS-Satelliten auch nicht-materielle Komponenten wie Netzwerprotokolle, Datenformate oder Programmiersprachen, die meist bedeutend langlebiger und weniger veränderlich sind als Anwendungen und Hardwaregenerationen.o

Das Netzwerk „Digitale Geographien“ zu Gast bei DENIC (Foto: Florian Ledermann)
Das Netzwerk „Digitale Geographien“ zu Gast bei DENIC (Foto: Florian Ledermann)

Diesem Problemfeld der digitalen Infrastrukturen widmete sich das Netzwerk „Digitale Geographien“ im Rahmen eines dreitägigen Workshops am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Vom 6. bis 8. Oktober beschäftigten sich die 16 Teilnehmenden (aus Geographie, Kartographie, und Informatik an 8 universitären und nicht-universitären Standorten in Österreich und Deutschland) mit Fragestellungen rund um das Thema „Infrastrukturen digitaler Geographie“.

Neben Vorträgen der Teilnehmer*innen und Diskussionen im Panel-Format wurden auch ausgewählte wissenschafliche Texte besprochen, die sich mit dem Themenkomplex befassen. Ein besonderer Programmpunkt war der Besuch beim DENIC-Hauptquartier im Frankfurter Bahnhofsviertel, wo uns leitende Mitarbeiter*innen freundlich empfingen und ausführlich über technische und infrastrukturpolitische Aufgabenfelder des .de-Registrars Auskunft gaben.

In den vielen Gelegenheiten zu Diskussion während des Workshops gab es immer wieder einen regen Austausch zwischen technischen und gesellschaftswissenschaftlichen Perspektiven. So konnten die komplexen Zusammenhänge der infrastrukturellen digitalen Systeme und deren Wirkungsweisen umfassend erarbeitet und gemeinsame Interessensschwerpunkte erörtert werden.

Der Workshop knüpfte an zwei vorherige Veranstaltungen zu Teilthemen der Digitalen Geographie in Erlangen (im Frühjahr 2015 und im Februar diesen Jahres) an. Der nächste Workshop des Netzwerks „Digitale Geographien“ wird am 16. und 17. März 2017 von Henning Füller am Geographischen Institut an der Humboldt-Universität in Berlin organisiert. Weitere Informationen zum Netzwerk gibt es online http://www.digitale-geographien.de/ sowie bei Tim Elrick (tim.elrick@fau.de).